Mit drastischen Worten haben namhafte Vertreter des Taxigewerbes auf die von Uber angekündigte Einführung einer eigenen Taxi App reagiert.
Am Montag hatte das US-Unternehmen angekündigt, in Berlin und Hamburg zusätzlich zur App „UberBlack“ (Vermittlung an Mietwagen) und „UberPop“ (Vermittlung an Privatfahrer) auch eine App „UberTaxi“ anzubieten. Wer darüber ein Fahrzeug bestellt, bekommt ein Hamburger oder Berliner Taxi vermittelt und zahlt den regulären Taxitarif. Uber lockt Neukunden mit einem 20-prozentigen Rabatt auf den Fahrpreis.
Wie mehrere Fahrer gegenüber Taxi Times berichten, klappern seit Montag in den beiden deutschen Städten Uber-Mitarbeiter die Halteplätze ab und versuchen, Taxifahrer und Unternehmer zur Teilnahme zu überreden.
Das Taxigewerbe reagiert auf die neue Uber-Offerte sehr skeptisch. „Uber wird sich mit der Ankündigungen nicht von seinen Sünden reinwaschen können“, kommentierte beispielsweise Frank Kuhle von der Taxi München eG.
Der Bundesverband des Deutschen Taxi- und Mietwagengewerbes (BZP) sieht darin ein „offenkundiges Ablenkungsmanöver.“ Der Wolf habe sich den Schafspelz angezogen, sagte BZP-Geschäftsführer Thomas Grätz gegenüber Taxi Times. „Die Fahrer werden sich nicht zu demjenigen ins Bett legen, der ihnen vorher noch den Krieg erklärt und als Arschloch bezeichnet hat.“
BZP-Präsident Michael Müller sieht im neuen Angebot UberTaxi keinen Strategiewechsel, denn man biete weiterhin die per Gericht verboten Anwendungen „UberBlack“ und „UberPop“ an.
Genau davor warnt auch Hermann Waldner, Chef der Berliner Taxizentrale. „Nachdem die Firma Uber mehrfach gerichtlich unterlegen war, indem sie versuchen wollten, Taxitouren an Privatfahrer ohne Konzession, Personenbeförderungsschein und entsprechende Versicherung zu vermitteln, suchen sie jetzt direkt nach Taxifahrern / Unternehmern, die ihre Uber Aufträge fahren“, so Waldner in einer Mitteilung. Es sei davon auszugehen, dass die Firma Uber das Ziel verfolgt, sobald es rechtlich möglich ist, diese Touren wieder an Privatfahrer zu vermitteln. „Diese Touren wären dann für immer für das Taxigewerbe verloren.“
In die gleiche Kerbe schlägt auch Hans-Peter Kratz, Vorsitzender der Frankfurter Taxivereinigung. „Uber wird wie die myTaxi-App nur einen Kundendatenstamm sammeln und dann selbst verwerten. Bestenfalls wird man dem Taxifahrer über kurz oder lang UberPop-Touren anbieten und somit zur Missachtung der Tarifpflicht auffordern.“
Auch Richard Leipold, einer der ersten Kläger gegen Uber, glaubt nicht an die plötzliche Läuterung des Unternehmens: „Es wäre zu schön um wahr zu sein, würde es denn bedeuten, dass Uber ab jetzt die deutschen Gesetze und Vorschriften beachten will. Wenn UBER jetzt eine ganz normale Taxivermittlungszentrale werden will, dann frage ich mich, wie die Gewinnerwartungen der Investoren befriedigt werden sollen.
Dirk Holl vom Taxiverband Deutschland (TVD) stellt sich die Frage, wie serös Uber eigentlich sei. „Grundsätzlich haben wir uns gefreut, dass Uber auf das Taxigewerbe zugeht und einen weiteren Vermittlungskanal für unsere Kolleginnen und Kollegen öffnet. Leider wird diese Markteinführung wieder von Gesetzesverstößen begleitet, da Uber in seiner Werbung mit 20% Rabatt auf den Taxipreis wirbt.“
Auch Dieter Schlenker von Taxi Deutschland, der derzeit eine Zivilklage gegen Uber angestrengt hat, sieht selbst dieses Angebot als rechtswidrig an. „Nach den bisherigen Erfahrungen mit Uber wundert es uns nicht, dass auch das Taxiangebot von Uber unserer Ansicht nach illegal ist. Denn Uber rabattiert mit Gutscheincodes Taxifahrten. An die von den Berliner und Hamburger Behörden festgelegten Taxitarife muss sich jedoch jeder halten, auch US-Konzerne, die sich über dem Gesetz wähnen. Bisher hat Uber in Deutschland noch kein Geschäftsmodell vorgelegt, das sich an den gültigen Rechtsrahmen hält.“
Christian Hess von der Münchner Taxizentrale IsarFunk befürchtet, dass trotz dieser Ankündigung der Kampf gegen das Taxi parallel weitergehen werde. „Die Kriegskasse ist ja gut gefüllt und es gibt leider viele, auch sehr einflussreiche Politiker in Deutschland, die durch die Uber-Brille schauen.“
Große Gelassenheit demonstriert dagegen Dirk Schütte, der Vorstand der Hamburger Zentrale Hansafunk: „Das ficht uns überhaupt nicht an. Wer jeden Tag ein neues Angebot präsentiert, den nimmt doch keiner mehr ernst. Und wenn es tatsächlich dieses neue Angebot geben sollte, dann wird das ein Schuss in den Ofen. Weder werden sich die Fahrer ausbeuten lassen, noch werden die Fahrgäste bereit sein, Heuschrecken die Taschen mit Geld voll zu stopfen.“
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